PAPIERGELD  -  VERPACKUNGEN + WERBEMITTEL VON SERIENSCHEINEN
- Text: gering geändert nach dem Vorwort zum Katalog v. Kai Lindman,
- HTML, Fotos: Oliver Sens
 
 
 
 SERIENSCHEINE ?
 

Das Seriengeld hat vielmehr wohl am stärksten dazu beigetragen, Notgeldsammeln populär zu machen. 
Gerade die besonders geschmähten "Nepp-" und "Schwindel-Scheine", die nur "aus übler Spekulation" entstanden, wie es der Nestor der Notgeldsammler, Dr. Arnold Keller, einmal schrieb - eine Meinung, die er sein Leben lang vehement vertrat - zählen heute zu den gesuchtesten Stücken. 
Dennoch ist Kellers Aussage richtig, daß die überwiegende Mehrheit der Serienscheine von vornherein nicht für den Zahlungsverkehr gedacht war. 
Ernsthafte Sammler jagten damals vor allem nach den "echten" Notgeldscheinen von 1914. Den Kleingeld-Verkehrsausgaben von 1915 bis 1920 wurde kaum Interesse entgegengebracht; Sammler der Großgeldscheine von 1918/1919 fanden wenig Gnade vor den gestrengen Augen der Sammlerwelt. Gegen die Serienscheine von 1921/1922 aber zog man gemeinsam ins Feld. 
Notgeldscheine, die in Sammlungen verschwanden und nicht eingelöst wurden, bedeuteten für die Herausgeber willkommenen Gewinn. Durch ansprechende Gestaltung, besondere Details und interessante Motive des Serien-Geldes sollte erreicht werden, daß diese Scheine in möglichst großer Zahl "verkauft" wurden.  

 
 
 WERBUNG FÜR SERIENSCHEINE
Dem gleichen Ziel dienten in besonderem Maße die Belege, die wir nun in einem Katalog erfaßt haben. Werbung war damals den Verantwortlichen in den Gemeindeverwaltungen und Stadträten längst nicht mehr unbekannt, und so setzten sie alles ein, was ihr "Produkt", nämlich die von ihnen herausgegebenen Serienscheine, dem "Kunden" - dem Sammler also - möglichst begehrenswert erscheinen ließ. 
Neben Postkarten sind es vor allem ein- oder beidseitig bedruckte Blätter unterschiedlichster Größe, die als "Werbemittel" verwendet wurden. Doch gibt es auch vier- oder mehrseitige Broschüren, in denen die jeweiligen Serienscheine angekündigt und für den Verkauf angeboten, häufig auch noch im Einzelnen beschrieben und erklärt wurden. 
 
Notgeld - Postkarte Postkarte aus der Stadt Detmold.

Insgesamt gab es 9 verschiedene Karten.
4 Karten mit den Abb. der Serienscheine,
5 weitere Karten in gleicher Art mit Abb. zu den Versen des Lippe-Detmold-Liedes.
 

Dadurch vermitteln diese Belege dem interessierten Sammler eine Fülle von Informationen, die sonst gar nicht oder nur nach längerem Forschen zu erhalten wären. Angaben über Künstler, Drucktechniken und Herstellerfirmen finden sich ebenso wie solche über die verwendeten Motive und deren Hintergründe, über Auftraggeber, weitere Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten der ausgebenden Gemeinden, Städte oder Institutionen und auch über Preise und andere Dinge. Da stört es kaum, daß man Serien zum "Besten" hochjubelte, das jemals auf diesem Gebiet geschaffen wurde, ohne diesen Anspruch in irgendeiner Form erfüllen zu können. 
Ähnliche Fakten und Erläuterungen findet man auch auf zahlreichen Originalverpackungen. Man erfährt, welche Ereignisse, Personen oder Gebäude auf den Scheinen abgebildet sind und warum das der Fall ist. Darüber hinaus erfüllten diese Verpackungen noch einen anderen Zweck: Sie machten die Zusammengehörigkeit einzelner Scheine zu kompletten Serien deutlich und faßten sie in dem Umfang zusammen, in dem sie der Herausgeber verkaufen wollte. 
 

Faltblatt für Notgeld mit Erläuterungen

Faltblatt für Notgeld mit Erläuterungen
Faltumschlag der Notgeldserie aus Querfurt
mit aufgefürten Geschichtzahlen aus der Stadtgeschichte.
Enthalten sind 6 Scheine.

Sicher sollte die Verpackung auch davor "schützen", daß der eine oder andere Käufer  auf den  Gedanken  käme,  Einzelscheine oder gleich die komplette Serie zum Bezahlen benutzen zu wollen oder zu versuchen, sie wieder einzulösen. Hierbei unterstellen wir einmal, daß eine Nutzung oder Einlösung durch den Herausgeber überhaupt zugesichert war und akzeptiert worden wäre, was in vielen Fällen nicht zutraf.
 


 
 VERPACKUNGEN ALS WERBUNG
Wer als erster auf den Gedanken kam, Geld - oder besser: angebliches Geld - in einer Verpackung herauszugeben, läßt sich heute nicht mehr ermitteln. Es scheint sicher, daß die zeitgenössischen Sammler, die zum Beispiel der Stadt Erfurt diese "Erfindung" zusprachen, nicht den landesweiten Überblick besaßen, der sie das mit Bestimmtheit hätte sagen lassen können. 
Wir halten diese Frage aber auch nicht für wesentlich. Tatsache ist, daß die Vorteile und zusätzlichen Möglichkeiten solcher Verpackungen überall in Deutschland sehr schnell erkannt wurden. Nach dem heutigen Wissensstand hat etwa jeder zehnte Herausgeber von Serienscheinen eigene Verpackungen verwendet. Dabei wurden nur die in Betracht gezogen, bei denen bekannt oder zumindest anzunehmen ist, daß sie vom Herausgeber oder von einem durch ihn bestimmten Vertreiber stammen. 
Natürlich lassen sich die damaligen Verhältnisse nicht mehr in jedem Fall eindeutig nachvollziehen, und so gibt es eine Reihe von Grenzfällen. Beispielsweise kann die Tüte der Magdeburger Notgeldhandlung Wolf & Ruthe nicht nur für die eigenen 1Mark-Scheine - wenn dafür überhaupt - sondern auch für andere dort verkaufte Scheine verwendet worden sein. Die Seltenheit der Tüte spricht eher gegen diese Vermutung.

 
 WANN IST DIE TÜTE WERBUNG ?
Welche Stücke können ausgeschlossen werden? 
Das sind im Wesentlichen die ungezählten Händlerverpackungen. Um der großen Menge der Scheine Herr zu werden, verwendeten fast alle Händler speziell gefertigte Tüten. Einige von ihnen beschrifteten diese ganz oder teilweise von Hand, andere ließen sich für jede Serie eine eigene Tüte drucken. 
Obwohl auch diese Händlertüten - wie sie die folgenden Abbildungen zeigen - ein interessantes Sammelgebiet sein können, haben wir nicht den Ehrgeiz, die vielen Notgeldhändler jener Zeit anhand ihrer Tüten nachzuweisen. Uns interessieren ausschließlich die "Originalverpackungen", ein Begriff, den wir zur eindeutigen Unterscheidung von anderen Belegen gewählt haben. 

Die Tüte von Walter Euscher aus Bielefeld, der auf der Rückseite für die "Abteilung Notgeld" wirbt,  zeigt, daß damals Notgeldscheine nicht nur von speziellen Händlern verkauft wurden, sondern auch viele andere Geschäfte - vor allem, wie in unserem Beispiel, Tabakwarenläden - Notgeldscheine in ihrem Angebot führten.  
 

Notgeld-Tüte 

Pergamintüte des Bankgeschäftes Müller & Sohn aus München für Notgeldscheine aus Oberammergau. Ortsname und Verkaufspreis sind handschriftlich eingetragen.  
 
 
 
 
 
 

Notgeld-Tüte 

Eine der größten und bekanntesten Notgeldhandlungen war die Firma Robert  Ball Nachf. in Berlin. Ihr Angebot war so umfangreich, daß sie es sich leisten konnte, spezielle Tüten für einzelne Serien fertigen zu lassen, die manchmal sogar Zusatzinformationen - z.B. über den Künstler - aufwiesen. 
 
 
 
 
 


 
 ÜBERSICHT
Was für die Verpackungen ausgeführt wurde, gilt in gleichem Maße auch für alle anderen Werbemittel. So interessant Händler-Werbungen, Händler-Preislisten, etc. auch sein mögen.
Ein weiteres Auswahlkriterium für die erfaßten Belege ist, daß es sich um Verpackungen und Werbemittel für Serienscheine handelt. Ebenfalls aufgenommen sind die wenigen Belege, mit denen gleichzeitig für Serienscheine und andere Ausgaben geworben wird. Vor allem die Stadtsparkasse in Bielefeld machte davon reichlichen Gebrauch.
Unberücksichtigt bleiben also die Originalverpackungen und Werbemittel, die es für Ausgaben anderer Notgeldperioden gibt. Doch sind bisher zum Beispiel für die Notgeldausgaben von 1914 keine derartigen Belege bekannt geworden. Die Plakate und Bekanntmachungen, die die Ausgabe dieser Gelder und Regelungen zu ihrem Umlauf und ihrer Einlösung betrafen, sind aus anderen Gründen hergestellt und verbreitet worden. 
 

Heft mit Notgeld - Fahrkarten    

Ein Heft der Waldenburger Kreisbahn - die eigentlich eine Straßenbahn war - mit 4 Kleingeldscheinen zu 25 Pfennig von 1917/18,die man auch als Fahrkarten verwenden konnte. 

Verwendete Bezeichnungen für die Belege :   

  • Doppelpostkarte / Postkarte mit anhängender Antwortkarte
  • Faltumschlag  - nur gefaltet, teilw. geklebt, geklammert
  • Heft/Heftchen  - mehrseitiges, meist geheftetes Druckerzeugnis
  • Kuvert - Öffnung an einer Breitseite
  • Mappe - einmal gefaltetes Blatt mit eingelegtem Inhalt
  • Massenstreifband - Streifband für eine bestimmte Anzahl gleicher                Scheine (Siehe nähere Erläuterung im folgenden Text.)
  • Postkarte  - Karte mit gedruckter Werbung, ohne Abbildung, - Karte mit Abbildungen der Scheine 
  • Streifband  - Öffnungen an zwei gegenüberliegenden Seiten
  • Tüte  - Öffnung an einer Schmalseite 
  • Werbeblatt  - ein- oder mehrseitiges, meistens nicht geheftetes oder als Verpackung verwendetes Druckerzeugnis 

Notgeld-Streifband
 
 

Streifband
Skatgeldserie der Stadt Altenburg,
enthalten sind 7 x 50 Pf Scheine 
 
 
 
 
 
 
 

Notgeld-Album
 
 

Mecklenburgs Reutergeld

Album mit in Gold geprägtem Titel
Enthalten ist die vollständige Sammlung mit insgesamt 210 Scheinen aus den Jahren 1921-22 von 70 Gemeinden mit je 3 Serienscheinen.
Die Farbe des Einbandes ist unterschiedlich,
die Größe ca. 22 x 30cm. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Notgeld-Mappe
 
 

Kartonmappe mit aufgeklebten Etikett für die Wildlederscheine der Stadt Osterwieck
Diese Liebhaberausgabe vom Künstler handsigniert und nummeriert sollte der Kinder- und Notstandshilfe zugute kommen.
 
 

 

Neben den Verpackungen, die im Regelfall für jeweils eine Serie vorgesehen waren, gibt es Streifbänder, mit denen eine bestimmte Anzahl von gleichen Scheinen zusammengehalten wurde. Grundsätzlich könnten alle Scheine in dieser Art durch die Druckereien gebündelt und an die Besteller geliefert worden sein. Das ist auch für den Versand vom Herausgeber an die Vertriebsstellen oder Händler denkbar.
Bisher sind nur wenige Stücke bekanntgeworden. Wir haben sie als "Massenstreifband" bezeichnet. Zwar wird auf ihnen immer die Zahl der verpackten Scheine angegeben, es ist jedoch nicht in allen Fällen erkennbar, um welche Scheine es sich handelt.
Bei diesen Belegen wurde generell auf eine Bewertung verzichtet. Gleiches gilt für alle Fälle, in denen unbedruckte Verpackungen aufgeführt sind. (Ausnahme ist Weimar, wo eine zwar unbedruckte, aber unverwechselbare Tüte verwendet wurde.)
Unterschiede gibt es allerdings nicht nur hinsichtlich der Formen. Auch die Belege selbst weisen verschiedene Varianten auf. Zu den Spitzenreitern gehören die Verpackungen von Jena, Plön und Schierke. Es sind alle bekannten Varianten erfaßt, soweit sie das Druckbild, die Farbe (nur bei eindeutigen Unterschieden) und das Material betreffen. Ebenfalls vermerkt sind Stempel, die bei einer Reihe von Ausgaben verwendet wurden. 
Geringfügige Abweichungen, wie Schwankungen in den Abmessungen  und leichte Farb- und Materialnuancen, sollte man bei den Verpackungen und Werbemitteln noch großzügiger tolerieren als bei den Scheinen selbst. 
 WAS KOSTET SOWAS ?
Jede Preisbewertung ist schwierig und kann nicht allen Wünschen gerecht werden. Dies gilt um so mehr für den ersten Katalog eines Sammelgebietes.    
Ein Kriterium bei der Preisfestsetzung der Belege war die Bewertung der betreffenden Scheine. Weil man in vielen Fällen die Verpackungen fortwarf, sind sie in jedem Falle seltener als die Scheine. Viele Sammler folgten darin dem Vorbild Dr. Kellers, der das Sammeln von Verpackungen als "groben Unsinn" bezeichnet und sogar gefordert hatte, sie zu vernichten.  
Erstmals wurde 1975 im Vorwort des von Pick und Siemsen neu bearbeiteten Keller'schen Serienscheinkataloges darauf hingewiesen, daß derartige Belege durchaus von Interesse sein können und empfohlen, sie mit in die Sammlungen zu legen. 
Im gleichen Jahr gab es im Heft Nr. 3 der Zeitschrift "Der Geldschein" (Pröh-Verlag, Berlin, Juni 1975) eine erste Zusammenstellung der bis dahin bekannten Belege durch Hermann Krause. Immerhin waren zu diesem Zeitpunkt schon mehr als 50 Jahre seit ihrer Herausgabe vergangen und so manches Stück unwiederbringlich verloren.
Viele Originalverpackungen - das gilt in ähnlicher Weise auch für die Werbemittel - sind also weit seltener als die dazugehörenden Scheine. Dennoch sollte man berücksichtigen, daß sie nur Beiwerk darstellen. 
Im Allgemeinen gilt als obere Preisgrenze 50 DM. Dieser Betrag gilt für Belege, die unserer Kenntnis nach ein- bis dreimal vorhanden sind. Überschritten wurde diese Grenze nur, wenn die verpackten Scheine einen wesentlich höheren Einzelpreis aufweisen oder es bereits gefestigte Marktpreise gibt. Dies trifft vor allem auf die Mehrzahl der Postkarten zu. Die Bewertungen gelten stets für die leere Verpackung oder nur  für das Werbemittel.
Trotz einer sorgfältigen Ermittlung der jeweiligen Häufigkeit der Belege durch die Auswertung zahlreicher Sammlungen, Händlerangebote und Auktionskataloge sind wir uns der Problematik der Preisansetzungen bewußt und deshalb für kritische Anmerkungen auch und gerade zu diesem Teil des Kataloges dankbar. 
Natürlich spielt auch die Erhaltung der Belege eine Rolle bei der Preisfindung. Die meisten Originalverpackungen zeigen mehr oder wenig deutliche Gebrauchsspuren wie abgestoßene Ecken, kleine Falten und Einrisse. Völlig unbeschädigte Exemplare sind selten zu finden.
Daher rechtfertigt eine exzellente Erhaltung Preisaufschläge. Gleiches gilt für Postkarten. Auch sie kommen selten ungebraucht vor; geringe Aufschläge für druckfrische Stücke sind vertretbar.
Anders sieht es bei den Werbeblättern aus. Sie sind zwar fast immer gefaltet - vor allem die großformatigen -, sollten aber sonst keine Gebrauchsspuren aufweisen. Sind solche vorhanden, muß man - je nach Beschädigung - Preisabschläge vornehmen.   

 
 
 ....und zum Schluß ...
Alle in diesem Katalog bewerteten Belege befinden sich in unseren Sammlungen oder haben uns im Original vorgelegen. Andere Stücke wurden zwar aufgenommen, aber mit einer entsprechenden Bemerkung versehen. Solange nicht gesichert ist, daß sie tatsächlich existieren, sehen wir von einer Bewertung ab.
Aufgrund der Zusammengehörigkeit von Serienscheinen und Werbemitteln wurde keine neue Numerierung gewählt, sondern die entsprechenden Nummern des Serienscheinkatalogs von Kai Lindman verwendet. Dadurch lassen sich auch neu auftauchende Stücke jederzeit problemlos einordnen.

Dieser Katalog ist das Ergebnis langjähriger Forschungen und der Unterstützung durch zahlreiche Sammler, bei denen wir uns an dieser Stelle bedanken, wohl wissend, daß es ohne ihre Geduld und Hilfe diesen Katalog so nicht gäbe.
Dennoch wird noch so mancher "Schatz" zu heben sein. Vergessen Sie aber bitte bei aller Freude über neuentdeckte Verpackungen und Werbemittel nicht, diese uns zur Ergänzung und Verbesserung des Katalogs zu melden und vorzulegen! 
 

Minneiska (USA), Halle und Sassenburg im Januar 1995 

Hermann Krause    Kurt Biging    Kai Lindman


 

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